Passion von Reinhard Keiser März 2016

Mit innerer Bewegung

Kammerchor und Barockorchester der Diözese Speyer mit Passion von Reinhard Keiser

in der Herxheimer Kirche

 
Der Kammerchor und das Barockorchester der Diözese Speyer unter der Leitung von
Diözesankirchenmusikdirektor Markus Eichenlaub führte in der Katholischen Pfarrkirche Herxheim ein
nicht oft gehörtes Meisterwerk der Kirchenmusik auf. Es handelte sich um die Markus-Passion des
Hamburger Komponisten Reinhard Keiser, die auch von Bach mehrfach aufgeführt wurde.
Keiser, der auch ein äußerst erfolgreicher Opernkomponist war, hat wie Bach eine oratorische
Passion komponiert. Mit den Gesangssolistinnen Cornelia Winter und Sandra Stahlheber
sowie den Solisten Dominik Geiger und Lorenz Miehlich hatte das Ensemble ganz
herausragende Vokalsolisten zur Seite.Nahezu in fließenden und wiegenden Rhythmen reihen
sich Rezitative, Arien und prägnante Chorszenen aneinander, getragen von einer immensen
inneren Ruhe und Spannung. Den Continuo-Part übernahmen eine Theorbe (ein Bass-Laute),
ein Cello sowie eine Continuo-Orgel.
Das Orchester unter Eichenlaubs Leitung entwickelte eine lebendige Klangsprache auf der
Basis historischer Spielpraxis, daraus ergab sich ein durchsichtiges und feines Klanggewebe.
Mit präziser Zeichengebung und sparsamer Gestik motivierte der Dirigent ebenfalls den Chor,
dessen Klangbild sich durch Klarheit und deutliche Artikulation auszeichnete.
Besonders die kurzen Einwürfe und Stimmungswechsel wurden dynamisch ausgefeilt zur
Wirkung gebracht. Dennoch konnten Chor und Orchester auch durch kraftvolle
Klanggestaltung den Worten des Evangeliums Wirkung verleihen.
Den Leidensweg Jesu schilderte der Evangelist, den Dominik Geiger mit seiner klaren,
tragfähigen Tenorstimme darstellte. Auch das Zusammenwirken mit der Continuo-Gruppe
ließ keine Wünsche offen, so lebendig und beredt wirkten die Rezitative. Für die Worte Jesu
fand die Bassstimme von Lorenz Miehlich einen bestimmten Ton, sonor und würdevoll. Bei
einer Passion oder einem Oratorium müssen Gesangssolisten allein mit ihrer Stimme der Text
und Handlung Ausdruck verleihen. So stellten die Frauenstimmen die ganze Breite der
Empfindungen und Leiderfahrungen dar.
Mit ihrer geläufigen Sopranstimme gestaltete Cornelia Winter ihren Part, die Altistin Sandra
Stahlheber gab den Chorälen und Arien mit ihrer tragfähigen und warm klingenden Stimme
empathischen Ausdruck.
Eindrucksvoll und schlicht zugleich wirkten das Bass-Solo von Lorenz Miehlich in der
schmerzlichen Golgotha-Arie und die Beschreibung des Leidens durch ein Violinsolo in
Zweisprache mit dem Sopran. Ganz kontemplativ wirkten darauf Choral und Alt-Arie. Mit
innerer Bewegung gestaltete der Komponist die Sterbeszene Jesu. Gerade durch die klare
Sprache, die Sparsamkeit der musikalischen Mittel, die Reduktion auf das Wesentliche schuf
Keiser ein religiöses Musikwerk, das von einem hochmotivierten Musikerensemble und
Markus Eichenlaub dem aufgeschlossenen Hörerkreis in der fast voll besetzten Kirche
geboten wurde. (wtz)
 
Quelle
Die Rheinpfalz - Pfälzer Tageblatt - Nr. 70
Mittwoch, den 23. März 2016, Seite 28